Das „Orchester im Treppenhaus" wurde mit dem Perspektivpreis des Deutschen Theaterpreises DER FAUST ausgezeichnet. Das Kammerorchester um den künstlerischen Leiter und Dirigenten Thomas Posth mit Sitz in Hannover hat sich zur Aufgabe gemacht, aus den gewohnten Strukturen des Konzertsaals auszubrechen und neue spielerische Hörformate zu entwickeln.

Orchester im Treppenhaus

Jurybegründung

„Der ewige Handy-Konsum hat mal zu etwas ganz Neuem, sehr Innovativem geführt." Diese Aussage einer Zuschauerin beschreibt sehr gut, was dem Orchester im Treppenhaus mit seinem Format „Dating Konzert" gelungen ist: eine sinnvolle Verbindung von Digitalem und Analogem. Zuschauer:innen können mit Hilfe einer App während des Konzertes Stellen markieren, die ihnen besonders gut gefallen. Auf Basis der jeweiligen Votes dürfen die Zuschauer:innen im zweiten Teil des Konzertes in kleineren Räumen ihren individuellen Lieblingsinstrumentengruppen noch einmal zuhören. Dieser zweite Teil ist informeller, er findet z.B. in Turnhallen statt, das Publikum liegt auf Sportmatten, die Atmosphäre erinnert mehr an eine Ambient-Night als an ein klassisches Konzert.

Das Orchester im Treppenhaus arbeitet schon seit einigen Jahren an einem erweiterten Konzertbegriff. Es lotet die Grenzen der Live-Situation Konzert aus, öffnet Türen zu neuen Hörerlebnissen, intimen Momenten und überraschenden Inhalten. Konzerte werden zum Erlebnis, klassische Musik zur Performance immer mit überraschenden Anbindungen an die digitale Gegenwart. Das führt unter anderem zu einer deutlichen Verjüngung des Publikums.

Auch bei der Vermarktung geht das Orchester im Treppenhaus neue Wege. Tickets werden konsequent nach dem „Pay what you want"-Prinzip verkauft.

Kurz: Der Perspektivpreis des Deutschen Theaterpreises DER FAUST könnte im Jahr 2021 keinen würdigeren Preisträger haben als das Orchester im Treppenhaus, dem es gelingt, in allen Aspekten des Konzert-Betriebes neue, zeitgenössische Wege zu gehen.

 

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