Genossenschaftstag und zum 150-jährigen Jubiläum der GDBA
Grußwort von Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert,
es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“
Karl Marx' elfte Feuerbach-These, verfasst im Jahr 1845, kann uns heute noch wertvolle Anregung sein. Erst recht, wenn man bedenkt, dass es gerade die Interpretation, also die Ausdeutung der Welt ist, die uns befähigt, Veränderungen herbe izuführen. Die Welt verschieden zu interpretieren, ist dabei längst kein Alleinstellungsmerkmal der Philosophie, sondern auch Gegenstand der Kunst und damit der Bühnen. Die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Künstlerinnen und Künstler die Welt frei und verschieden interpretieren können, ist dabei Aufgabe sowohl der Kulturpolitik als auch der antagonistischen Kooperation zwischen Bühnen und Beschäftigten, zwischen dem Deutschen Bühnenverein und - neben anderen - der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger.
2021 ist das Jahr der Jubiläen: Der Deutsche Bühnenverein feiert sein 175., die GDBA ihr 150. Bestehen. Ihr Entstehen im Jahr der Gründung des Deutschen Kaiserreichs, 1871, aus dem die Ausweitung der Gewerbefreiheit auf die gesamte Nation hervorging und in der Folge ein regelrechter Theaterbauboom, machte die Gewerkschaft als Sprachrohr der Theaterschaffenden dringend notwendig. Mit der Industrialisierung kam wiederum die Frage nach dem Wert einer Ware und der Bedeutung der dafür aufgewandten Arbeit weiter ins Rollen ... und seitdem nicht zum Stehen, auch nicht im Bühnenkontext. Seit 150 Jahren ist die GDBA nun die
Stimme der Bühnenangehörigen. Die Frage der „Wertschätzung", nimmt man sie wörtlich, steht dabei außer Frage. Das Wissen um den gesellschaftlichen Wert der
Kunst ist ungebrochener Antrieb.
Der Einsatz für das Interpretieren und auch Verändern von Strukturen eint den Deutschen Bühnenverein und die GDBA seit jeher. Diese Publikation offenbart gleichwohl auch die Reibungsflächen der beiden Verbände, denn die Kooperation geschieht über den Gegensatz zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinweg. Die Interessen müssen kollidieren, es kommt darauf an, sie vernünftig zum Ausgleich zu bringen. Gerade der produktive Streit ist Bekenntnis der gemeinsamen Suche nach gerechten Verhältnissen im Auge der Kunstfreiheit und im Lichte der Gegenwart. Das zusammenbringen vieler Stimmen gehört zum Selbstverständnis der GDBA. Dies zeigt sich nicht nur in der engen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bühnenverein oder auch der Mitarbeit in den Gremien des Deutschen Kulturrates, sondern spricht auch aus der Mitgliedschaft in der International Federation of Actors. Und genau dieser weltweite gemeinsame Austausch verschiedener Ideen und Interessen brauchen wir heute mehr denn je.
Ich gratuliere der GDBA ganz herzlich zum 150. Jubiläum und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit!
Dr. Carsten Brosda
Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Senator für Kultur und Medien in Hamburg
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