Am 3. November 2017 wurde der Deutsche Theaterpreis DER FAUST zum zwölften Mal verliehen. In diesem Jahr fand die Vergabe im Schauspiel Leipzig statt. Schauspieler und Musiker Christian Friedel führte als Moderator durch den Abend.
Ausgezeichnet werden Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeit wegweisend für das deutsche Theater ist. DER FAUST ist ein nationaler, undotierter Theaterpreis, der auf die Leistungskraft und künstlerische Ausstrahlung der Theater aufmerksam macht und diese würdigt. Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST 2017 wird gefördert durch den Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, die Kulturstiftung der Länder, die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste und den Deutschen Bühnenverein. Weitere Kooperationspartner sind 2017 der Deutsche Bühnenverein Landesverband Sachsen und die Standortkampagne „So geht sächsisch".
Veranstaltungspartner 2017 ist das Schauspiel Leipzig, Medienpartner sind 3sat, Deutschlandfunk Kultur und Die Deutsche Bühne. Automobilpartner ist Skoda.
Die Nominierten und Preisträger 2017:
Regie Schauspiel
Kornél Mundruczó, "Látszatélet / Imitation of Life", Theater Oberhausen
Eine Produktion von Proton Theater Budapest in Koproduktion mit Wiener Festwochen, Theater Oberhausen, La Rose des Vents, Maillon, Théâtre de Strasbourg/ Scene européenne; Trafó House of Contemporary Arts; HAU Hebbel am Ufer, HELLERAU - European Center for the Arts und Wiesbaden Biennale
Joanna Praml, "Ein Sommernachtstraum", Düsseldorfer Schauspielhaus/Bürgerbühne
Johanna Wehner, "Die Orestie", Staatstheater Kassel
Darstellerin/Darsteller Schauspiel
Karin Neuhäuser in "Wut/Rage", Thalia Theater Hamburg
Téné Ouelgo, Wilhelm Voigt in "Der Hauptmann von Köpenick", Theater Altenburg-Gera
Martin Reinke, Willy Loman in "Tod eines Handlungsreisenden", Schauspiel Köln
Regie Musiktheater
Paul-Georg Dittrich, "La damnation de Faust", Theater Bremen
Tatjana Gürbaca, "Lohengrin", Aalto-Theater Essen
Christoph Marthaler, "Lulu", Hamburgische Staatsoper
Sängerdarstellerin/Sängerdarsteller Musiktheater
Nadine Lehner, Kundry / 1. und 2. Knappe / Stimme aus der Höhe in "Parsifal", Theater Bremen
Gloria Rehm, Marie in "Die Soldaten", Staatstheater Wiesbaden
Georg Zeppenfeld, Gurnemanz in "Parsifal", Bayreuther Festspiele
Choreografie
Maria Campos & Guy Nader, "Fall Seven Times", im Rahmen des zweiteiligen Ballettabends „Magma", Staatstheater Mainz
Dewey Dell, "Sleep Technique - Eine Antwort an die Höhle", Tanzfabrik Berlin
Eine Koproduktion mit Societas (Cesena), PACT Zollverein (Essen), BIT Teatergarasjen (Bergen), Brut Wien,Tanzfabrik Berlin
Damien Jalet, "Thr(o)ugh", Hessisches Staatsballett Darmstadt Wiesbaden
Darstellerin/Darsteller Tanz
Adam Russell-Jones in "Le spectre de la rose", Stuttgarter Ballett
Sylvana Seddig in "Iphigenie", Schauspiel Frankfurt
Lou Thabart als Theo in "Van Gogh", Leipziger Ballett/Oper Leipzig
Regie Kinder- und Jugendtheater
Hannah Biedermann, "entweder und", Junges Ensemble Stuttgart (JES)
Jan Friedrich, "Faust", Junges Nationaltheater Mannheim
Ulrike Hatzer, "Nebenan", Junges Staatstheater Braunschweig
Bühne/Kostüm
Sebastian Hannak, Raumbühne "Heterotopia", Oper Halle
Michael Sieberock-Serafimowitsch (Bühne) / Mona Ulrich (Kostüm), "Die Borderline Prozession", Schauspiel Dortmund
Teresa Vergho (Kostüm), "Die Selbstmordschwestern", Münchner Kammerspiele
Den Preis für das Lebenswerk erhielt Elfriede Jelinek
Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek ist eine unüberhörbare Stimme im öffentlichen Geschehen. Seit Beginn ihres Schaffens gilt sie als Provokateurin; sie ist die Gegenwartsautorin, der es durch exakte und kontinuierliche Beobachtung gesellschaftlicher Phänomene und deren sezierender Analyse gelingt, den Finger in kollektive Wunden zu legen. Mit ihrer anspruchsvollen Prosa, die fortwährend Brücken zwischen unterschiedlichen Gedankenwelten schlägt, leistet sie einen gleichermaßen sozial wie politisch engagierten Beitrag. Als eine der prominentesten MitgestalterInnen der Umbrüche im deutschsprachigen Theater nach 1968 hat sie mit ihrer Absage an traditionelle dramatische Strukturen und mit ihren wortgewaltigen, sprachlich verdichteten Textflächen eine neue Richtung vorgegeben. Gerade in den letzten Jahren gelingt es ihr mit formal offenen und inhaltlich engagierten Texten immer wieder, Publikum und Kritiker zu faszinieren. Uneitel und mit kunstvollem Sprachfuror schafft sie existenzielle Theatervorlagen, die ganz aktuell sind und dabei tief in die europäische Geschichte zurückgreifen.
In ihrem Schreiben und Wirken weist Elfriede Jelinek weit über sich hinaus: hin zur Gesellschaft und zum Menschsein an sich, und sie setzt damit stetig neue Akzente. Mit der Verleihung des FAUST-Preises 2017 würdigt die Jury ein künstlerisches Lebenswerk, das schon jetzt unauslöschliche Spuren in Literatur, Theater und Film hinterlassen hat - und das uns hoffentlich auch in Zukunft auf unentdeckte ästhetische Wege mitnimmt.
3sat berichtete über die Verleihung ausführlich am Sonntag, dem 05. November 2017, um 17.45 Uhr.